Im heutigen Artikel möchte ich die einzelnen Abschnitte einer Unternehmenskrise beschreiben und zeigen, das eine Krise weit vor der Zahlungsunfähigkeit beginnt.
Die Zeichen sind oft schon Jahre vor der letzendlichen Insolvenz vorhanden, jedoch selten erkannt oder sogar ignoriert.
Was sind nun die Stadien und deren Merkmale?
Man unterscheidet in der Regel 5 verschiedene Stadien, die nicht zwangsläufig alle durchschritten werden müssen. Je nach Situation können einzelne übersprungen oder nur kurz durchlaufen werden:
1. Die Stakeholderkrise
Hier handelt es sich um Konflikte auf Gesellschafter- oder Geschäftführerebene. Entscheidungen werden blockiert, totdiskutiert oder einfach ignoriert. Meist handelt es sich um Uneinigkeiten in der Ausrichtung des Unternehmens oder der Besetzung des Geschäftsführers. Oft sind auch unklare Verantwortlichkeiten der Auslöser.
Hier eine Änderung herbeizuführen ist relativ einfach. Wenn diese Konflikte aber nicht gelöst werden, droht eine
2. Strategiekrise
Die Strategiekrise ist die direkte Folge von nicht getroffenen Entscheidungen auf Stakeholder- oder Unternehmerebene und tritt daher bei allen Unternehmen auf.
In diesem Stadium ist die Nachfrage rückläufig, der Umsatz beginnt zu sinken. Es werden noch Gewinne erwirtschaftet, daher wird keine Notwendigkeit zur Reaktion gesehen.
Das Produkt hat den Höhepunkt seines Produktlebenszyklus überschritten, Mitbewerber haben modernere Varianten oder komplett neue Ersatzprodukte auf den Markt gebracht.
Ein bekanntes Beispiel für eine Strategiekrise ist ein ehemaliger Weltmarktführer für Mobiltelefone, der den Trend zu Smartphones komplett verschlafen hatte.
In diesem Krisenstadium sind Investitionen notwendig, neue Produkte oder Weiterentwicklungen der bisherigen müssen entwickelt und auf den Markt gebracht werden. Noch relativ einfach machbar, da die noch vorhandenen Gewinne eingesetzt werden können.
Werden keine Innovationen durchgeführt, entsteht eine
3. Absatzkrise
Nun wird die Krise sichtbar. Die Umsätze gehen noch weiter zurück, die Lagerbestände steigen, Kapital wird gebunden, die Anlagenauslastung sinkt. Die Banken werden durch sinkende Gewinne auf die Situation aufmerksam und fangen an Fragen zu stellen.
Nun können die notwendigen Veränderungen nur noch mit Fremdkapital durchgeführt werden, da die Gewinne nicht mehr reichen.
Oft wird hier immer noch nicht reagiert und auf die Erholung des Umsatzes gehofft, daher folgt als nächstes die
4. Erfolgskrise
Jetzt ist die Krise offensichtlich. Das Betriebsergebnis nähert sich der Verlustzone, das Unternehmen reagiert mit Einsparungen. Die Kosten werden reduziert, gleichzeitig sinken die Umsätze. Personal wird entlassen, die Verluste verzehren das Eigenkapital.
Frisches Geld ist unbedingt notwendig, das Rating bei den Banken sinkt und die Zinsen steigen.Meist werden erst in dieser Phase externe Berater hinzugezogen und weitere Kosteneinsparungen vorgenommen. Die Banken müssen überzeugt werden, das Kapital für Neuentwicklungen benötigt wird, oft werden aber nur Liquiditätserhaltene Darlehen vergeben. Es ist absolut notwendig, in dieser Phase den Absatz zu steigern und/oder neue Produkte einzuführen. Ein beschränken auf Kostenreduzierung führt unweigerlich zur
5. Liquiditätskrise
Irgendwann sind die Kosten nicht mehr zu reduzieren und die sinkenden Umsätze nicht mehr zu kompensieren.
Die Kassen sind leer, die Kreditlinien ausgeschöpft. Die Lieferanten müssen immer öfter mahnen, wer am lautesten schreit bekommt seine Rechnungen bezahlt.
Die Verbindlichkeiten steigen und Forderungen sinken. Die Banken fordern weitere Sicherheiten oder drohen mit Kündigung der Kreditlinien. Lieferanten wollen Sie nicht mehr oder nur gegen Vorkasse beliefern. Löhne werden verspätet ausgezahlt.
Es werden nur noch Löcher gestopft während andere größer werden.
Als Unternehmer müssen die Insolvenzantragsgründe beachtet werden (##17-19 InsO), ein Nichtbeachten führt zur Insolvenzverschleppung und ist mit massiven rechtlichen Konsequenzen verbunden. In einem der nächsten Artikel werde ich diese Insolvenzantragsgründe näher erklären.
Die Einzige Maßnahme zu diesem Zeitpunkt ist, mit einem Sanierungsplan die Bank zu überzeugen und ein umfassendes Sanierungsdarlehen zu bekommen.
Falls die Bank sich zurückzieht und keine Investoren gefunden werden, muss bei fortschreitender Zahlungsunfähigkeit die Insolvenz angemeldet werden.
Daher ist es ratsam, die Situation seines Unternehmens neutral zu bewerten und sich bewusst zu werden, ob und in welchem Krisenstadium sich das Unternehmen befindet. Je früher die Krise erkannt wird, desto geringer ist der Aufwand um eine Änderung herbeizuführen.
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