Die Vorbeugende und Vorausschauende Instandhaltung nach IATF16949 Kap. 8.5.1.5

In der IATF16949 Kap.8.5.1.5 ist von einer vorausschauenden und einer vorbeugenden Instandhaltung die Rede.

Was ist der Unterschied zwischen vorbeugender und Vorausschauender Instandhaltung?

Das ist die regelmäßige Frage bei Audits in der Instandhaltung.

Man unterscheidet zwischen 3 Verschiedenen Instandhaltungmethoden:

Die reaktive Instandhaltung

Diese Methode ist die teuerste und absolut zu vermeidende Instandhaltungsmethode. Die reaktive Instandhaltung bedeutet, das erst repariert wird, wenn ein Defekt auftritt. Man wartet also, bis sich der Fehler durch Maschinenausfall bemerkbar macht. Bei dieser Methode ist eine Steuerung der Instandhaltung nicht möglich, da man nie weiß, ob und wann ein Defekt auftritt. Es wird einfach solange produziert, bis nichts mehr geht. Leider fallen die Anlagen meistens zu einem unpassenden Moment aus, so dass in den meisten Fällen ein plötzlicher Ausfall zeitlich und wirtschaftlich weh tut und die Kunden verärgert sein können, weil Liefertermine ausfallen.

Ein Beispiel für eine reaktive Instandhaltung wäre, nach Ausfall einer Hydraulik aufgrund zu altem Hydrauliköl zu wechseln.

Besser ist hier schon

Die vorbeugende Instandhaltung

Diese Methode ist schon planbar und somit Voraussetzung für einen stabilen Produktionsprozess. Bei der vorbeugenden Instandhaltung werden Intervalle festgelegt, an denen die gefährdeten Bauteile ausgetauscht werden, ob Sie nun defekt sind oder nicht. Um bei dem Beispiel Hydrauliköl zu bleiben, wäre hier die vorbeugende Instandhaltungsmaßnahme, das Hydrauliköl nach Beispielsweise 12 Monaten oder einer bestimmten Anzahl Betriebsstunden auszutauschen, bevor das Öl schlecht wird.

So wird, sofern die Intervalle richtig bestimmt sind, eine hohe Maschinenverfügbarkeit erreicht. Der Nachteil dieser Methode ist, das oft Teile ausgetauscht werden, die Durchaus noch einige Zeit hätten laufen können, somit noch vermeidbare Kosten verursacht.

Die Königsdisziplin:

Die Vorausschauende Instandhaltung

Die Vorausschauende Instandhaltung, auch Verschleißabhängige Instandhaltung genannt, beschäftigt sich damit, den aktuellen Zustand der gefährdeten Bauteile zu bewerten und zu entscheiden, wie lange dieses Bauteil noch hält. In unserem Beispiel wären jetzt beispielsweise halbjährige Probenentnahme und Schnelltest des Öls eine Methode, um die Laufzeit zu optimieren. Sobald man eine Verschlechterung der Eigenschaften bemerkt, verkürzt man die Prüfintervalle, bis man zu dem Punkt kommt, an dem das Öl zu schlecht wird und ausgetauscht wird.

Hier wird oft argumentiert, das somit die Prüfhäufigkeit erhöht und damit zusätzliche Kosten verursacht werden. Das ist richtig, daher macht dieses Vorgehen nur bei ausgewählten, teuren Bauteilen Sinn.  Einen Hydrauliktank mit 5.000 Litern Öl 3 Monate länger laufen zu lassen, kann schon eine sehr große Ersparnis sein, die den erhöhten Prüfaufwand rechtfertigt. Bei einem 300 Liter Tank wäre dieses Vorgehen wirtschaftlich wohl nicht zu erklären.

Weitere Werkzeuge der Vorausschauenden Instandhaltung können sein:

  • Vibrationsmessungen an Anlagen, geben Aufschluss über Unwuchten, Beginnende Lagerschäden etc.
  • Temperaturmessungen, geben Aufschluss über Lagerschäden, Schmiermittelprobleme, Kühlungsprobleme
  • Messungen der Stromaufnahmen von Pumpen, Motoren etc., geben Hinweise zu Lagerschäden und schwergängigen Antrieben, Kupplungen etc.

Bei teuren Bauteilen eine vorausschauende Instandhaltung anzuwenden, kann die Lebenszeit des Bauteiles verlängern, die Bestellintervalle hinauszögern und die Lagerhaltung minimieren, somit macht es durchaus Sinn, dieses in Ihrem Unternehmen einzuführen.

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